Die fehlende Mutterliebe einer Narzisstin (2023)

Fehlende Mutterliebe hat für ein Kind weitreichende Folgen für sein späteres Leben. Da eine narzisstische Mutter ihr destruktives Verhalten hinter scheinbar guten Absichten verbergen kannund eine Mutter in der Regel von ihren Kindern – was auch immer sie getan hat – verehrt wird, kommt die bittere Wahrheit selten ans Licht und die Kinder werden sichder Auswirkungen einer fehlenden Mutterliebe nicht bewusst.

Die fehlende Mutterliebe einer Narzisstin (1)

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Eine Mutter macht Fehler in der Erziehung. Das bleibt gar nicht aus! Aber allein die Tatsache, dass sie Fehler macht, muss nicht bedeuten, dass sie automatischeine schlechte Mutter istund durchNachlässigkeiten das Kind nachhaltig traumatisiert. Dafür mussschon ein konstantes Muster vorhanden sein. Wenn die Mutter ihr Kind ständig abwertet, kritisiert, schikaniert und bestraft sowie ein nur geringes oder gar kein Maß an liebevoller Zuwendung und Verständnis zeigt, muss man davon ausgehen, dass dieses Verhalten hinderlich für die weitere Entwicklung des Kindes sein wird.

Die narzisstische Mutter sieht in ihren Kindern keine eigenständigen Menschen, denen sie helfen soll oder will, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Die Kinder haben ausschließlich für sie da zu sein und müssen ihr dabei helfen, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen. Sie erlebt ihre Kinder als eine Erweiterung ihres Selbst – sie kann sie nicht als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Interessen und Wünschen wahrnehmen.Eine narzisstische Mutter sieht es als selbstverständlich an, dass sich ihre Kindermehr ihr zuwendenals umgekehrt. Das Glück der Mutter hat immer über dem Glück der Kinder zu stehen.

Wie äußert sich fehlende Mutterliebe?

Die narzisstische Mutter stellt die eigenen Bedürfnisse über die der Kinder und ist auf deren Zuwendung angewiesen, weil sie selbst in irgendeiner Form bedürftig ist. Es mangelt ihr an Selbstliebe, an Selbstwertgefühl und an innerer Stabilität. Dies kann sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Die Mutter delegiert die Erfüllung der eigenen Wünsche an das Kind.
  • Die Mutter missbraucht das Kind als Partnerersatz.
  • Die Mutter rivalisiert mit dem Kind.
  • Die Mutter beschützt das Kind aus einer Neigung zur Anklammerung oder aus Schuldgefühlen zu sehr.
  • Die Mutter belastet das Kind zu stark mit ihren körperlichen oder psychischen Problemen oder ihrer Sucht
  • Die Mutterlässt ihr Aggressionspotenzial und ihren Sadismus am Kind aus.

Immer wird das Kind gegen seinen Willen missbraucht und muss sichden Bedürfnissen der Mutter unterordnen. Verhält sich das Kind anders, als die Mutter es erwartet, folgen entwürdigende Sanktionen in Form von Kritik, Ablehnung, Erniedrigung oder Missachtung. Um der Mutter zu gefallen, fixiert es sich dann stark auf alle Regungen der Mutter.Auf diese Weiseverliert es seineSelbstachtung undverfängt sich in dem fremdenSelbst der Mutter. Es verliert den Kontakt zu sich selbst und ist nicht in der Lage, ein gesundes Selbstgefühl und damit ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen.

In besonders sadistischen Fällen quält eine narzisstische Mutter ihr Kind, nur um es später aus seiner Not zu befreien und sich als Retter präsentieren zu können. Sie lässt z.B. das Kind hungern, setzt es widrigen klimatischen Bedingungen aus, verabreicht Medikamente, die es gar nicht braucht, oder lässt es nachts nicht schlafen. Dieses Vorgehen wird sehr subtil durchgeführt, so dass es von dem Kind und von Außenstehendenin seinem Vorsatz und in seiner Grausamkeit nicht erkannt wird. Immer hat es aber zum Ziel, das Kind so stark zu schwächen, dass die Mutter hinterher aufopferungsvoll helfen kann undsomit die Treue und Liebe des Kindes gewinnt. Auf diese Weise verwandelt sich die Mutter unauffällig vom Täterzum Retter oder vom Teufel zum Engel.

Nebenwirkungen einer fehlenden Mutterliebe

Hat die narzisstische Mutter z.B. unter einer Sucht gelitten, kann es vorkommen, dass sich das Kind später einen Partner sucht, der ebenfalls ein Suchtproblem hat. Auf diese Weise kann es einem anderen Menschen wiederzur Verfügung stehen – ähnlich wie früher der eigenen Mutter – undsich emotional sicher fühlen. Dann wird das Muster aus der Kindheit weitergelebt und der bedürftige Partner übernimmt die Rolle der Mutter. Oder der Partner wird während der Beziehung bedürftig gemacht, damit das Kind seine alte Rolle wieder einnehmen kann.

Die Schuld für die fehlende Mutterliebe sucht das Kind in der Regel bei sich selbst. Die Vorstellung, dass die eigene Mutter, die es eigentlich lieben und beschützen sollte, diesen Auftrag gar nicht ausführt, erzeugt starke Angst im Kind. Um sich vor dieser Angst zu schützen, blendet es diese Wahrheit einfach aus, indem es der Mutter unbewusst stets ein korrektes Verhalten attestiert und die Schuld sich selbst zuschreibt. Die fehlende Mutterliebe wird vom Kind damit begründet, dass es sich nicht richtig verhalten hat.

Die Mutter bleibtin den Augen des Kindes die Gute

Auch wenn ein Kind unter fehlender Mutterliebe leiden musste, wird es dennoch seine Mutter verteidigen. Die Kinder bestehen selbst im Erwachsenenalter noch darauf, dass die Mutter vieles Gute für sie gemacht habe. Damit meinen sie in der Regel die Erfüllung von grundlegenden Bedürfnissen wie die Bereitstellung einer Unterkunft, von täglichem Essen oder die Finanzierung einer Ausbildung. Doch die elementare Versorgung der Grundbedürfnisse eines Kindes macht noch lange keine gute Mutter aus. Neben einer materiellen Versorgung bedarf es immer auch der emotionalen Versorgung.

Die fehlende Mutterliebe einer Narzisstin (2)

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Und genau hier nimmt eine narzisstische Mutter ihre Aufgaben nicht wahr. Das Kind kann sich der Liebe der Mutter niemals wirklich sicher sein – es weiß nie, wie sie im nächsten Augenblick reagiert. Es kannsich nicht auf die Muttereinstellen und findet keinen Anhaltspunkt für die Beurteilung, wann es sich für die Mutter richtig verhält und wann nicht. Die Mutter ist für das Kind nicht einschätzbar,es kann ihr Verhalten nicht kalkulieren. Kinder einer narzisstischen Mutter vermissen in ihrer Kindheit das elementare und durchgängige Gefühl von emotionaler Sicherheit und Geborgenheit.

Durch das Vorenthalten von echter emotionaler Wärme wird das Kind niemals wirklich emotional „satt“, weil es sich der uneingeschränkten Liebe der Mutter niemals sicher sein kann. Diese Leere, die sich daraus ergibt, trägt das Kind mit in sein späteres Leben und wird fortan andere Menschen benötigen, um diese Leere zu füllen. Es wird als Erwachsener weiterhin eine große Sehnsucht nach Liebe spüren, die ihm die Mutter vorenthalten hat, und andere Menschen brauchen, die ihm das Gefühl geben können,liebenswert zu sein.

Test: Habe ich eine narzisstische Mutter?

Hat das Kind das Recht, die Mutter anzuprangern?

Trotz der fehlenden Mutterliebe richtet das Kind keine Vorwürfe an dienarzisstische Mutter. Es beschwert sich auch nicht über sie – schließlich hat sie ihm ja das Leben geschenkt. Kritik und Zweifel an ihren Erziehungsmethoden werden oft gar nicht erst geäußert oder Fehlverhalten zu schnell entschuldigt. Für Außenstehende ist der Missbrauch ohnehin nicht zu erkennen, weil die perversen Methoden der Mutter nur hinter verschlossenen Türen Anwendung finden. Umso mehr kann die Wahrnehmung des Kindes manipuliert werden, weil die Eigenwahrnehmung durch die Fremdwahrnehmungtorpediert wird.

Viele Kinder erkennen daher oft den Missbrauchnicht, wollen ihn nicht anerkennen oder verdrängen ihre bitteren Erfahrungen, indem sie der Muttereinen Heiligenschein aufsetzenund ihr stets gute Absichten unterstellen. Der Fokus wird auf die Erinnerung an schöne Stunden gelegt, die es sicherlich auch gab. Auf diese Weise wird die grauenvolle Tatsache, dass sie niemals wirklich von der eigenen Mutter geliebt wurden,wirkungsvoll verdrängt.

Die Änderung der Sichtweise führt zu einer starken Empörung

Öffnen sich Erwachsene später dem Gedanken, dass ihre Mutter starke egoistische und narzisstische Züge hat und sie mehr unter ihrem Verhalten gelitten haben, als sie es sich bislang eingestanden haben, löst dies immer ein Gefühl der Empörung aus: Wieso hat mich meine Mutter so behandelt? Und warum habe ich das so lange mitgemacht? Diese Empörung wird in der Regel von heftigen Wutgefühlen begleitet, die in der Vergangenheit möglicherweise bei anderen Gelegenheiten herausgelassen wurden, ohne den wahren Hintergrund für diese Aggressionen zu kennen.

Nun aber kann man den Grund für die starken, unbewussten Wutgefühle erkennen und die Gefühle dorthin lenken, wohin sie eigentlich gehören. Die Unterdrückung der eigenen Gefühle und Bedürfnisse, die Bereitschaft, sich voll und ganz der Mutterzu widmen, ohne jemals Raum für die eigenen Interessen gefunden zu haben, löst immer starke Wutgefühle aus. Die Aussichtslosigkeit, niemals so sein zu dürfen, wie man ist, sich gegen seinen inneren Willen verbiegen und missbrauchen zu lassen, muss eine starke Wuterzeugen, die so lange erhalten bleibt, bis sich der Mensch des wahren Grundes bewusst wird.

Wie hätte eine gute Erziehung ausgesehen?

  • emotionale Wärme, Aufmerksamkeitund eine wohlwollende Atmosphäre
  • dem Kind mit echter Anteilnahme begegnen durch eine entsprechende Körpersprache wie ein Lächeln oder einen freundlichen Blickkontakt
  • ungezwungener Körperkontakt (umarmen, streicheln, Hand halten)
  • Achtung und Respekt vor der Würde und der Persönlichkeit des Kindes
  • durch Kooperation die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes in die Entscheidungen der Erwachsenen einfließen lassen
  • Verbindlichkeit durch beidseitige Einhaltung von Regeln und Absprachen
  • Konsequenzen bei Grenzverletzungen ankündigen und beim Eintritt auch durchgeführen und nicht nur angedrohen
  • Grenzen klar abgestecken, um dem Kind eine Orientierung zu geben
  • allseitige Förderung durch eine anregungsreiche Umgebung

Dieses Bild einer guten Erziehung sollten sich Kinder einer narzisstischen Mutter vor Augen halten und mit der Selbsterfahrung abgleichen. Daran können sie erkennen, wie wenig Wert die eigene Mutter auf eine förderliche Erziehung des Kindes gelegt hat und dass sie aus rein egoistischen Gründen einen gravierenden Nachteil für das Kind in Kauf genommen hat.

Kann man der Mutter verzeihen?

Wenn das Kind nach all den Jahren zu leichtfertig verzeiht, ohne die eigenen Gefühle einmal zugelassen zu haben, bleiben die Wut und die Selbstverachtung erhalten. Das Kind muss sich erlauben, die Mutter einmal „nackt“ zu sehen – so, wie sie wirklich war, mit all ihren negativen Eigenschaften. Das Kind darf nachspüren, was es bedeutet hat, mit fehlender Mutterliebe aufgewachsen zu sein. Was hat es alles ertragen müssen, auf was hat es verzichten müssen und welche Nachteile hatte es hierdurch im späteren Leben?

Diese Fragen darf sich das Kind stellen und sollte sie gründlich für sich beantwortet haben, bevor es sich mit der Absicht auseinandersetzt, der Mutterzu verzeihen. Die Wahrheit muss einmal schonungslos ans Licht gebracht werden und verdrängte Gefühle müssen einmal zugelassen werden – andernfalls wird durch eine frühzeitige Vergebung der Schmerz nur im Inneren verwahrt, aber nicht aufgelöst.

Weil das eigeneWohl des Kindes niemals im Vordergrund stand, kann es späterfür das Kind sehr schwer sein,überhaupt einen Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen herzustellen. Es fühlt sich dann nur wohl, wenn es für andere da sein kann, wenn andere ihm eine Aufgabe geben oder ihm das Gefühl vermitteln, „in Ordnung“ zu sein. Streit und Spannungen kann es nur schwer ertragen und neigt aus diesem Grund dazu, sich vorschnell auf Kompromisse einzulassen und Manipulationen zu erliegen.

Auf der anderen Seite kann das Kind aufgrund der jahrelangen Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse auch selbst ein hohes Aggressionspotenzial entwickeln und andere Menschen seinerseits missbrauchen, um die eigene Wut an anderen auszulassen und sich hinterher besser zu fühlen. Die Mutter dient dann unbewusstals Vorbild für dieeigene Lebensführung.

An den vielen Nachteilen, die das Kind im Leben erfährt, hatte die Mutter einen nicht unerheblichen Anteil. Auch wenn das Kind im Erwachsenenalter für das eigene Leben und damit auch für die eigenen Entscheidungen verantwortlich ist, kann es ein Meilenstein in der eigenen Bewusstseinsentwicklung sein, wenn man den Heiligenschein vom Haupt der Mutter nimmt und den Ursprung der eigenen Reaktionsmuster in dem destruktiven Verhalten der Mutter erkennt.

Die narzisstische Mutter

Beschreibung der Verhaltensweisen einer narzisstischen Mutter und praktische Hilfen zur emotionalen Befreiung von und zum Umgang mit der narzisstischen Mutter (inkl. einer geführten Meditation als MP3-Datei)

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Weitere Beiträge:

  • Kinder narzisstischer Mütter
  • Die autoritäre Erziehung des Narzissten
  • Wie man Kindern von narzisstischen Eltern helfen kann
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Author: Merrill Bechtelar CPA

Last Updated: 01/26/2023

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